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See-Spital: Präsident Bosshard tritt per sofort zurück

Walter Bosshard gab seinen Rücktritt heute bekannt.

Lange wollte das See-Spital nichts wissen von Unregelmässigkeiten. Mittlerweile aber haben sich die kantonale Gesundheitsdirektion (GD) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eingeschaltet. Die GD verlangte eine interne Untersuchung, hat ein aufsichtsrechtliches Verfahren eingeleitet und den Spitalverantwortlichen einen schriftlichen Verweis erteilt. Das BAG hat Strafanzeige eingereicht.

Am Freitag nun traten Stiftungsratspräsident Walter Bosshard, Stiftungsrat Lorenzo Marazzotta und Spitaldirektor Matthias Pfammatter vor die Medien, um den Untersuchungsbericht zu präsentieren und Massnahmen zu erläutern.

Unkorrekte Abrechnungen

Gemäss Untersuchung hat der ehemalige Leiter der Schmerzklinik in Horgen - Teil des See-Spitals mit seinen zwei Standorten in Horgen und Kilchberg - im ambulanten Bereich unkorrekt abgerechnet. Die Leistungserfassung war mangelhaft und Patientendokumentationen wurden lückenhaft geführt. Dennoch: Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten war nie gefährdet, betonten die Spitalverantwortlichen.

Begonnen haben die falschen Abrechnungen laut Spitaldirektor Pfammatter, nachdem Anfang Juni 2012 ein neuer Tarmed-Tarifkatalog für Schmerzbehandlungen festgesetzt worden war. Um wie viel Geld es insgesamt geht, sei noch unklar - man stehe in Vergleichsverhandlungen mit Versicherern.

«Es wurden Fehler gemacht»

Walter Bosshard räumte ein, es seien Fehler gemacht worden. Die Schmerzklinik sei zu wenig ins Gesamtspital eingebunden gewesen. Der Klinikleiter unterstand deshalb im ambulanten Teil faktisch nicht der Chefärztin Innere Medizin, wie dies eigentlich vorgesehen war.

Als angestellter Arzt handelte er «autonom wie ein Belegarzt», so Bosshard. Dies sei mit Billigung des damaligen Direktors geschehen - Pfammatter ist erst seit Anfang 2014 im Amt. «Es herrschte ein Freiraum, der nicht im Sinne des Spitals genutzt wurde.»

Nachdem die Verstösse gegen die Dokumentationspflicht bekannt geworden waren, wurde der Klinikleiter im Frühling 2015 verwarnt und erhielt etwas später die Kündigung. Er ist mittlerweile nicht mehr im See-Spital tätig.

Bosshard, seit 13 Jahren Stiftungsratspräsident, erklärte vor den Medien, er übernehme «die formale Verantwortung für das Gesamtspital.» Er steht gerade dafür, dass die Schmerzklinik zu wenig ins Gesamtspital eingebunden war und dafür, dass damit ein Schaden für das Gesamtspital entstanden ist.

Keine Verantwortung könne er dagegen übernehmen für etwas, wofür er nicht zuständig sei und wofür es Fachleute brauche: mangelhafte Patientendokumentationen und Leistungsabrechnungen. Als Konsequenz trete er per sofort zurück, sagte Bosshard. Er hoffe, dass das See-Spital bald wieder in ruhigeres Fahrwasser und auf den Erfolgskurs zurück finde. Daraufhin verliess er den Raum.

Keine unzulässigen Freiräume mehr

Die Spitalleitung hat aufgrund der Untersuchungsergebnisse umgehend Massnahmen eingeleitet, die teilweise bereits umgesetzt sind. Die Schmerzklinik wurde vollständig in die Organisation des See-Spitals integriert. Neu untersteht auch der ambulante Teil der Schmerzklinik der Aufsicht der Chefärztin Innere Medizin.

Zudem erfolgt neu halbjährlich eine Prüfung der ambulanten medizinischen Dokumentationen und der Leistungserfassungen - mit Bericht an den Stiftungsrat sowie die GD, für beides hat der Stiftungsrat Weisungen erlassen. Und schliesslich wird eine Untersuchung über die Qualitätssicherung am See-Spital vorgenommen.

Es gehe jetzt vordringlich um die Wiederherstellung von Vertrauen, sagte Spitaldirektor Pfammatter. Die rund 200 Belegärzte , die am Standort Kilchberg tätig sind, seien auf das gute Image des Spitals angewiesen. Erste Gespräche seien schon geführt worden.

Laut Stiftungsrat Marazzotta wird nun in den nächsten Tagen eine interimistische, später eine definitive Nachfolge für Bosshard bestimmt. Im übrigen verzichte das Spital darauf, Anzeigen weiter zu verfolgen, die es nach den ersten Veröffentlichung der Vorwürfe gegen einzelne Medien und Privatpersonen eingereicht hat. Untersuchung vorliegen, werde sich das See-Spital aber nicht zu deren Inhalt äussern.

SDA/ckn/mst